Ein Vorläufer der Gemeindebauten

Inzersdorferstr.115

Kleinwohnungsanlage

Inzersdorfer Straße/Braunspergengasse
Ein Vorläufer der Gemeindebauten

Die Kleinwohnungsanlage wurde 1914 vom privaten Bauherrn Franz Rieß errichtet. Die Planung erfolgte durch die Architekten Hans Mayr (Schüler von Otto Wagner) und Theodor Mayer. Im „Wettbewerb für hervorragende Bauten im Gemeindegebiet Wien“ wurde diese Wohnanlage im Jahre 1914 mit dem „Bauherrenpreis“ ausgezeichnet.
Die Blockverbauung nimmt die Wohnhausanlagen der späteren Gemeindebauten vorweg.
Die Wohnräume sind vor allem bezüglich der sanitären Einrichtungen und des hygienischen Wohnstandards wesentlich fortschrittlicher als die alten „Bassenawohnungen“. Die Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnungen waren bereits mit Wasser und WC innen ausgestattet.

 

Chronik

Wohnblock Inzersdorfer Straße/Braunspergengasse

Bauherr:       Franz Rieß (1876-1954)

Architekten: Hans Mayr (1877-1918)

Theodor Heinrich Mayer (1874-1956)

Hintergründe

Kleinwohnungsanlage

Inzersdorfer Straße/Braunspergengasse

Ein Vorläufer der Gemeindebauten

Die Kleinwohnungsanlage, bestehend aus den Häusern Braunspergengasse 8 und 10, Inzersdorfer Straße 115 und 117 sowie Zur Spinnerin 21 und 23, wurde 1914 vom privaten Bauherrn Franz Rieß errichtet. Sie ist ein Vorläufer der kommunalen Wohnbauten, die in der Zwischenkriegszeit errichtet wurden. Im „Wettbewerb für hervorragende Bauten im Gemeindegebiet Wien“ wurde diese Wohnanlage im Jahre 1914 mit dem „Bauherrenpreis“ ausgezeichnet.   

„Sie unterscheidet sich kaum von den Zinskasernen aus der Zeit der Jahrhundertwende. Wirkt aber selbstbewusster und monumentaler und ist bezüglich der sanitären Einrichtungen bzw. des hygienischen Wohnstandards wesentlich fortschrittlicher als die alten „Bassenawohnungen“. Allein die konsequente Vermeidung von langen Flurgängen entspricht nicht mehr der Konzeption eines traditionellen Mietshauses.“ (Aus: Helmut Weihsmann  „DAS ROTE WIEN“, S.252)

Walter Sturm (Archivar vom Bezirksmuseum Favoriten)

Die Blocküberbauung ist von Bedeutung, weil hier von einem privaten Bauherren (allerdings mit einschlägig engagierten Architekten) praktisch das Modell des kommunalen Wohnhauses der zwanziger Jahre vorweggenommen wurde.

Im Architektenlexikon: Völlig neue Wege beschritten Mayr und Mayer bei dem letzten von ihnen errichteten Bau, einem Wohnblock mit Kleinwohnungen (Wien 10, Inzersdorferstraße 115-117). Die Gemeinde Wien zeichnete 1914 den Bauherrn (Baumeister Franz Rieß) dafür mit dem Preis für hervorragende Bauten aus. Diese Anlage nahm sowohl in ihrer Konzeption, als auch in der formalen Gestaltung die Architektur der kommunalen Wohnbauten der 20er Jahre vorweg. Die Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnungen waren mit Wasser und WC innen ausgestattet. 

Im DEHIO: „Blockverbauung erb. 1914 (Planung) von Hans Mayr und Theodor Mayer“ ohne Erwähnung des Bauherrn.

Die von Mayr und Mayer geplanten Blockteile bestanden aus den Häusern Zur Spinnerin 21 [EZ 1348], Zur Spinnerin 23 [EZ 1350], Inzersdorferstraße 115 [EZ 1349], Inzersdorferstraße 117 [EZ 1348] und Braunspergengasse 8 [EZ 1349].

Das Haus Braunspergengasse 10 (EZ 1351) erbaute Stadtbaumeister Franz Rieß für sich selbst („Bauherr, Entwurf, Ausführung“ im Architektenlexikon). Er scheint dabei den Entwurf des Hauses Zur Spinnerin 23 von Mayr und Mayer nur gespiegelt zu haben.

EZ 1351 scheint im Salzberg erst 1918 als erbaut auf, während alle übrigen Blockteile mit „erbaut 1914“ eingetragen sind.

Hans Mayr (1877-1918) war Schüler Otto Wagners. Er arbeitete ab 1906 bis zu seinem Tod mit Theodor Mayer zusammen.

Theodor Heinrich Mayer (1874-1956) war Jude. Er konvertierte 1907, wurde evangelisch und heiratete Olga Sarg. Nach dem „Anschluß“ emigrierte Theodor Mayer nach London und kehrte 1951 nach Wien zurück.